"Die vier deutschen Maler Bernd Berner (1930–2002), Rolf-Gunter Dienst (1942–2016), Klaus Jürgen-Fischer (1930–2017) und Eduard Micus (1925–2000) gründeten am 29. Mai 1965 als „Anti-Eröffnung und Pseudo-Happening“ in der Galerie Baier in Mainz die Künstlergruppe SYN. Mit ihrer Gründung einher ging die Veröffentlichung einer gleichnamigen Zeitschrift, die „neben programmatischen Texten der Mitglieder theoretische und kunstkritische Beiträge zur Lage der Gegenwartskunst“ (1) enthielt. Sie erschien bis 1967 in insgesamt drei Ausgaben und ihr Initiator sowie Herausgeber war das Mitglied Klaus Jürgen-Fischer. In der Zeitschrift wird außerdem eine erste Definitionserläuterung der gemeinsamen Arbeit von diesem dargelegt:
„SYN = Zusammen
SYN eröffnet Möglichkeiten einer integralen Kunst jenseits der Festlegungen eines Formalismus (konkrete Kunst, Optical Art, Hard-Edge Painting) oder eines Informalismus (Expressionismus, Tachismus, Action-Painting) auf der Grundlage reiner bildnerischer Prinzipien.“ (2)
Man verschrieb sich also keiner einzelnen, konkreten Stilrichtung, verband aber mehrere, aufkommende Kunstströmungen miteinander (3) und einigte sich dabei auf die Gestaltungsmittel Form und besonders Farbe als Basis der Werke. Entgegen der oft genannten, fälschlichen Zuweisung Erwin Bechtolds als Gründungsmitglied gehörte dieser nicht von Anfang an der Gruppe an. Der aus England stammende Künstler Marc Vaux (*1932), der in den literarischen Quellen oft unerwähnt bleibt, nahm im Gegensatz zu Bechtold eigentlich an der Gründungsausstellung teil.
Während ein Artikel in der Wochenzeitung „Die ZEIT“ über den ersten „SYN-Auftritt“ (4) Vaux in einem Atemzug mit den Gründungsmitgliedern Berner, Dienst, Jürgen-Fischer und Micus nannte und ihn somit als gleichwertiges Mitglied etablierte, wurde dies ein paar Jahre später von Rolf-Gunter Dienst dementiert. Dieser stellte in seinem Buch „Deutsche Kunst – eine neue Generation“ aus dem Jahr 1970 (5) Marc Vauxs Arbeit bei SYN rückblickend als Gastbeitrag dar wie beispielsweise auch Sugai Kumi oder Wilhelm Loth, die sich gelegentlich den Gruppenausstellungen anschlossen, da sich SYN als offene Gruppierung identifizierte.
So lässt sich vermuten, dass Marc Vaux möglicherweise anfangs durch den offenen Charakter der Künstlergruppe als variables Mitglied angesehen wurde, seine Teilnahme an der ersten Ausstellung damit nur zufällig war und er letztlich nicht mehr in das Gesamtkonzept der Gruppe zu passen schien. An seine Stelle sollte später Erwin Bechtold (1925-2022) treten, der sich 1966 der Gruppe anschloss und ab Sommer 1967 schließlich auch an den Gruppenausstellungen teilnahm."
(1) Kudielka, Robert: Grenzen der Verdeutlichung. Bernd Berners Malerei in den Jahren 1965–1970, in: Oeuvre-Kat. Bernd Berner. Flächenraum (syn) 1965–1970, hg. vom Kunstverlag Gotha, Gotha 1996, 8 Bde., Bd. 3, 5–12, Künstlerbiografie: 47–55, S. 6
(2) Jürgen-Fischer, Klaus (Hrsg.): SYN. Internationale Beiträge zur neuen Kunst, Agis-Verlag, Baden-Baden, Nr.1 (1965), S. 3
(3) Meier-Faust, Susanne: Zum graphischen Werk von Bernd Berner, in: Institut für Moderne Kunst (Hrsg.): Bernd Berner. Arbeiten auf Papier, Nürnberg 1987, 7-25, S. 18
(4) G.S.: Kleiner Kunstkalender, „Gruppe SYN“ (Mainz, Galerie Baier), in: ZEIT Nr. 27/Jg. 1965, 2. Juli 1965, URL: https://www.zeit.de/1965/27/kleinerkunstkalender (Abrufdatum: 3.5.2022)
(5) Dienst, Rolf-Gunter: Deutsche Kunst, eine neue Generation, Köln 1970
(Auszug aus: Vierkötter, Jens (2022): Bernd Berner und die Künstlergruppe SYN (unveröffentlicht, Bachelorarbeit), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, S. 19-21)
Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde die Künstlergruppe SYN erstmals unter Forschungsaspekten beleuchtet und untersucht. Grundlage dazu bildeten neben anderen Quellen Teile des schriftlichen Archivs des Künstlers Bernd Berner, das zahlreiche Unterlagen aus dieser Zeit enthält. Neben der VAN HAM Art Estate, die vorrangig den künstlerischen Nachlass betreut, wird ein großer Teil des schriftlichen Nachlasses im Deutschen Kunstarchiv des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg verwaltet.
Vierkötter, Jens (2022): Bernd Berner und die Künstlergruppe SYN (unveröffentlicht, Bachelorarbeit), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Bei Interesse kann die Arbeit gerne hier angefragt werden.
Darüber hinaus wurde ebenfalls ein Wikipedia-Artikel erstellt, der grundlegende Informationen bereitstellt:
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